20 Ans

...mit Jeff Dahlgren, November 1994

(Übersetzt von Peter Marwitz, März 2000)




Jeff Dahlgren, 29 Jahre, Kalifornier und die wahre Entdeckung in «Giorgino», gleicht im Leben einem Halb-Clochard – löchrige Jeans, abgenutzte Schuhe und zottelige Haare. Als Ex-Sänger einer Punk-Band, die sich im letzten Jahr getrennt hat (Wasted Youth), hat der Schönling künftig das Privileg, ein dauerhaftes Mitglied des Kreises Farmer/Boutonnat zu sein.


20 Ans: Sie tragen «Giorgino» auf Ihren Schultern. Eine harte Prüfung?

Jeff Dahlgren: Absolut nicht, nein, dank Laurent: dieser Kerl ist fucking crazy und extrem talentiert. Und Mylène, die meine beste Freundin geworden ist, ist unglaublich. Und doch wollte ich niemals Schauspieler sein, ich wollte nur ausreichend cool sein, damit die Figur glaubwürdig wirkt, das ist alles. Mit den beiden hat es sofort gepaßt, als wenn ich sie schon immer gekannt hätte. Was furchtbar war, war diese verdammte Kälte: man hatte tiefgefrorene Lippen und wenn man seine Ohren berührte war es, als wenn sie abfallen würden...

Haben Sie gemeinsame Berührungspunkte mit dem "andersartigen" Universum des Duos Farmer/Boutonnat?

Wir sind ähnlich. Was mich fasziniert ist die Finsternis, das verborgene Gesicht eines jeden. Wie Giorgino trage auch ich Verzweiflung in mir. Ich bin enttäuscht, weil ich etwas aus meinem Leben machen wollte. Ich denke häufig, daß das Leben ein von vorneherein verlorener Kampf ist. Deshalb, wenn ich dem Tod ins Gesicht sehe, erwarte ich ihn wie eine Freiheit, den endlich gefundenen Frieden. Ich will niemanden zum Selbstmord ermuntern, ganz bestimmt nicht, aber ich denke daran manchmal wie eine Erlösung...

Und der Wahnsinn – belauert er Sie oder reizt er Sie?

Er beschäftigt mich. Jeder hat ihn notwendigerweise in sich. Ich kann zum Beispiel ein wenig verrückt sein, oder ein wenig desillusioniert. Ich bin kein Kämpfer gegen das Leben, ich habe viel Hoffung und viel zu lächeln. Dennoch erwarte ich nichts von der Zukunft. Wenn ich etwas mache, gebe ich das Maximum, danach vergesse ich es, ich gehe zu anderen Dingen über. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal Schauspieler sein werde. Wenn es geschieht, umso besser. Wenn nicht, werde ich zum Punk zurückkehren, zur Musik. Ich laufe Reichtum oder Ruhm nicht hinterher. Ich scheiß auf diese verdammten Nichtigkeiten...

 
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Presse 1994