Übersetzung aus «Mylène Farmer – Mystérieuse sylphide» von David Marguet, © Editions la Mascara, 2000
(Übersetzung durch Peter Marwitz)
Prélude-Bild

Auftakt

«Ich wurde in die sogenannte Clip-Generation hineingeboren. Sie (die Videos) sind eine Verlängerung der Stimme, aber die Worte sind wichtiger als das Bild. Wenn man mich vor die Wahl stellen würde, würde ich die Worte und die Stimme behalten. Aber ich erlaube mir, das zu sagen,
weil ich meine Texte selbst schreibe.»



«Ich liebe das, was man mir verbietet ... Ich liebe die Krankenschwester, Mama.»
1984 präsentiert sich Mylène Farmer das erste Mal in einem Clip der Öffentlichkeit. Mit Hilfe eines kleinen Kinderreims erzählt sie den Erwachsenen von den Wohltaten der so kostbaren «unhöflichen Freuden». Das erste Bild dieses Low-budget-Clips (weniger als 5000 Francs) ist ein Bezug auf den Psychoanalysten Sigmund Freud. Indem ein Bild dieses Arztes gezeigt wird, gerät man vom ersten Augenblick an in eine Welt der Neurosen und Probleme, wo man laut und stark seine Gelüste, seine Ängste herausschreit. Mylène erscheint dann wieder in einem weißen Nachthemd, anschließend wird ihr abgetrennter Kopf als Hauptstück (welch göttliches Wortspiel! Anm. PM) auf einem silbernen Tablett aufgetischt. Wir wohnen also den Anfängen dessen bei, was einmal der «Farmersche Mythos» werden wird.



«Nicht älter werden, um nicht zu sterben, nicht zu leiden.»
Mylène hat immer noch braune Haare. Dank dieses Clips wird sie zu der, die sie heutzutage ist. Von der Wiege bis zum Grab, so kann man diesen wunderbaren Kurzfilm zusammenfassen. Niemals zuvor hatte eine französische Künstlerin so viel Sorgfalt auf einen Clip verwendet wie hier. Gedreht in Cinemascope auf einem Pariser Friedhof, schiebt Mylène einen schwarzen Kinderwagen. Die Blätter fallen, der Wind weht... Nach einigen Augenblicken bleibt sie vor einem Grab stehen... ihrem eigenen Grab. Hier beginnt der Clip richtig. Mylène befindet sich in einem alten Kloster, sie betet zu der Jungfrau, eine Puppe in ihrer Hand. In tiefer Nacht dringt ein Unbekannter in ihr Zimmer ein und vergewaltigt sie, unter den Blicken zweier verbündeter Nonnen... Gott wendet sich von ihr ab, die Jungfrauen-Statue schlägt die Hände vors Gesicht, sie läßt den Dämonen machen. Mylène, verlassen, läßt sich altern, sterben... Ihre Unschuld ist für immer verloren...



«Nackt (er)lerne ich die Tugend.»
Als erster richtiger Erfolg des Duos Boutonnat/Farmer hat der Clip nicht wenig zur Begeisterung für dieses Lied beigetragen. Gedreht mit einem Budget von 500.000 Francs schlägt das Video in der Tat wie eine Bombe in der Welt des Show-Biz ein. Dekadenz, Sexualität, Libertinage... so wird dieses für die Zeit bereits sehr gewagte Lied illustriert. «Ich bin eine Hure», Mylène macht es uns offensichtlich. Gedreht im Schloss «Château de Ferrières», das für diesen Zweck komplett neu ausgestattet wurde, bietet uns Laurent Boutonnat 10 Minuten großer Show. Mylène nimmt hier ihr Rot an (gemeint ist die Haarfarbe; Anm. PM), das fortan für immer mit der Künstlerin verbunden sein wird wie ein unauslöschliches (Marken-)Zeichen. Dank dieses ersten, für die damalige Zeit phänomenalen Erfolges wird Mylène zu einem Star, um den sich die ganze Welt reißt.



«Die schönsten Tage vollenden sich im Schmerz... »
Gedreht in der schönen Landschaft des verschneiten Vercors (wo oder was immer das ist...; Anm. PM), illustriert dieser neue Clip das erste Lied, das Mylène selbst geschrieben hat. Umgeben von Wölfen und Kosaken verkörpert Mylène ein sowjetisches Schneewittchen, das von einer Zarin (Sophie Tellier) verfolgt wird, die sie wegen ihrer Schönheit sucht. Sie findet Zuflucht im Schoß einer Hütte, die von sieben kleinen Männern bewohnt wird. Aber leider klopft der Tod an ihre Türe. Trotz des Kusses ihres Märchenprinzen erhebt sie sich nicht wieder. Die letzten Bilder zeigen Mylène im Schnee, lächelnd im Sonnenschein.



«Mit einem Taschentuch im Schritt meiner Hose bin ich der Ritter von Éon»
Mylène Farmer zeichnet das Märchen von Pinocchio nach, indem sie eine Marionette aus Holz wird, die dank der Liebe einer Frau zu einem Wesen aus Fleisch und Blut wird. Aber von dem Augenblick an, wo sie ihre wirkliche Liebe kennenlernt, verflüchtigt sich der Traum, sie wird wieder zur Puppe... Dieser Clip, wiederum von Laurent Boutonnat gedreht, wurde an den weitläufigen Stränden von Cherbourg gefilmt. Fréderique Lagache spielt die Rolle des Puppenspielers, Zouk diejenige der Frau, die Mylène Leben einhaucht, so daß sie nicht mehr nur ein Hampelmann ist. Dieser Clip markiert einen neuen Aufbruch in der Karriere der Künstlerin.



«Aber welche Hoffnung könnte ich haben, wenn alles schwarz ist?»
Fern all der gewohnten Maßstäbe hat Laurent Boutonnat seiner Muse einen ihrer/seiner schönsten Clips angedeihen lassen, der traumähnlich all die Traurigkeit und die Einsamkeit der Welt, in der Mylène sich eingeschlossen hat, widerspiegelt. In Bildern in Sepiafarbtönen fallen Schneeflocken auf den regungslosen Körper von Mylène. Sie erwacht neben einem Rehkitz, sie tauschen einen Blick voller Verzweiflung und Hilflosigkeit aus. Mylène schwingt auf einer Schaukel, in einer unaufhörlichen und unendlichen Bewegung, sich so vom Leben loslösend, um sich in die tiefsten Dunkelheiten zu stürzen, in Richtung des Vergessens...




«Muse oder Nymphe, meine kleinen Hinterbacken hören nicht auf, dich zu inspirieren.»
Höhepunkt von Mylènes Karriere: Ein Clip von 18 Minuten Länge! Kein anderer Künstler hatte es bisher gewagt, die Grenze von 10 Minuten zu überschreiten (Anm. PM: doch, Mylène selbst, und zwar mit «Libertine» und «Tristana», die beide um die 11 Minuten lang sind...)! Dieser Kurzfilm – das Wort „Clip” erscheint ausgesprochen fehl am Platze für diese Super-Produktion – ist und bleibt das schönste Video, das eine französische Künstlerin jemals für die Promotion einer Single gemacht hat: 600 Statisten, künstlerische und geschichtswissenschaftliche Berater, hunderte von Kostümen, 8 Tage Dreharbeiten und ein Budget von 4 Millionen Francs! Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert. Eine verirrte Abteilung der englischen Armee findet eine junge Frau an der Seite ihres Geliebten. Sie liegt im Sterben... Die Soldaten entscheiden, sie mit ins Lager zu nehmen und gesundzupflegen, ohne zu ahnen, daß sie ihre Niederlage besiegeln wird... So ungefähr beginnt diese Geschichte, denn dieses Meisterwerk ist die Fortsetzung von Libertine. Sophie Tellier ist erneut die Rivalin von Mylène, ihre Darbietung ist von einer unerbittlichen Genauigkeit. Laurent ist auf dem Gipfel seiner Karriere. Auf den „mythischen” Champs-Elysées findet sogar eine Vor-Premiere (des Clips) statt. Die Branche war sich einig: Mylène ist eineKünstlerin, die sicherlich dieses Ende des Jahrhunderts (fin de siècle) prägen wird!



«Genauso teuflisch wie engelsgleich/himmlisch.»
Eine Hommage an den spanischen Maler Francisco Goya. Im Clip werden wir Zeuge eines Stierkampf mit Menschen, in dem nur der Tod die morbiden Leidenschaften eines Publikums aus Männern und Frauen eines anderen (Zeit)Alters auslöschen kann, die in diese von allem Leben verlassene Gegend gekommen sind, um einer Tötung der Liebe beizuwohnen. Die herzzerreißende Leidenschaft, die den Torero mit dieser Frau, halb Engel, halb Dämon, verbindet, ist außerordentlich und zerstörerisch. Das Ende ist tragisch, Mylène tötet die einzige Person, die sie wirklich verstanden hatte, diese Person, mit der sie sogar ihr Blut geteilt hat. Die unbefleckte Unschuld ist für immer besudelt. Mylène beweint ihren Schatz...



«Jede Stunde fragt/verlangt: für wen, für was sich wieder aufrichten.»
In der Blüte ihrer Karriere – die Schwarze Witwe triumphiert im «Palais des Sports» (eine große Konzerthalle in Paris; Anm. PM) – bietet Mylène ihrem Publikum eine Ode an die Verzweiflung und die Sinnlosigkeit, über dem Schriftsteller Luc Dietrich entlehnten Worten. Die Geräusche von Wasser werden hörbar, eine Seele tritt an einen Fluß, sie erwartet Charon, den Meister der Stätten/Orte, um ihre letzte Reise durchzuführen... Ein Koffer voller Erinnerungen, ein Fährmann mit aschfahlem Blick, Mylène bietet sich dem Tod dar. In dieser Irrfahrt steigen die Phantome/Geister der Vergangenheit wieder auf, alle begleiten sie in Richtung des Jenseits... Der teuflische Kreis vollendet sich...



«Lediglich in der Gleichgültigkeit fand ich Erholung/Ruhe.»
Anspielung auf Konzentrationslager eines Deutschlands auf Abwegen, leistet sich Mylène einen Clip im Ausmaß der Hoffnungslosigkeiten, die aus ihren Worten sprechen. Zu Boden gestoßen, verletzt durch Steinwürfe, wird sie Gefangene von Örtlichkeiten, die selbst Gott verlassen zu haben scheint. Ein gemeinsames Schicksal, eine gleiche mühsame Arbeit: Schäbig und erbittert bricht sich die Revolte Bahn. Das Leben hier ist unerträglich, Mylène akzeptiert diese neue Macht nicht und schreit es laut heraus! Gewehrschüsse, höllische Flammen, eine Verbeugung im Angesicht der Leere, so endet diese Geschichte von Männern und Frauen, die jenseits eines kollektiven Wahnsinns das Verlangen haben, frei zu sein und dies trotz der ausufernden grausamen Kräfte einer Macht ohne Seele und ohne Reue.



«Unsere verzweifelten/leidenschaftlichen Lippen bieten sich heimliche/verbotene Vermählung/Vereinigung an.»
Der Tod der Liebenden. Das geliebte Wesen ist nicht mehr, es ist entschlummert. Die Welt der Toten öffnet dieser verzweifelten Seele ihre Pforten... Jean-Louis Murat trifft seinen Geliebten auf ihrem Grab wieder, einen Blumenstrauß in Händen. Die Seelen finden sich zu einem endgültigen Adieu wieder. Das Geflüster, die Tränen, das Lachen nähren diese letzte Begegnung, die die Dunkelheiten ihnen gerne gewährt haben. «(Da unsre Herzen letzte Glut verbrauchen), Wird lodernd dieser beiden Fackeln Licht zwiefach aus jenen Zwillingsspiegeln tauchen, aus beiden Geistern, wo ihr Schein sich bricht.» (La mort des amants (Der Tod der Liebenden), aus: Les Fleurs du Mal (Die Blumen des Bösen), Charles Baudelaire, 1857).



«Das Unkraut schadet, da es niemals stirbt/vergeht.»
Die Kritiker gingen niemals sehr zimperlich mit Mylène um. Dieses Lied ist deshalb ihnen gewidmet, es ist ein Sich-Lustigmachen über die «zu sehr Kultivierten», die sie niemals wirklich verstehen konnten. Sie erscheint in einem (Box)Ring, in Strumpfhaltern/Strapsen, vortragend, daß nur die Nacht ihre Freundin sei. Der Kampf beginnt, die Matepher ist offensichtlich. Trotz aller Schwierigkeiten geht Mylène als Siegerin aus dem Ring, aber die Ignoranz der anderen und ihre Sturheit, fortwährend alles zu zerstören, was sie erschafft, behalten die Oberhand über sie. Wieviele Kämpfe wird sie noch austragen müssen? Sie sinkt auf den Ringboden, es wird schwarz, nichts hat mehr Sinn...



«Ich verstehe nicht mehr, wieso ich Blut an meinen Händen habe.»
Liebesbeziehungen würden bei Mylène im Blut/blutig enden, wenn die Moral es gestatten würde. Einer der gewalttätigsten Exzorismen, verherrlicht das Szenario dieses Clips aufs extremste die sexuelle und vampirartige Extase einer Frau in den Fängen ihrer sadistischsten Dämonen. Lebendig auf dem Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt, nimmt diese teuflische Eva teil an den Freuden des Fleisches ihres Liebhabers. Fasziniert trinkt sie von seinem Blut, um ihn anschließend den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Diese animalischen Freuden, denen Mylène sich hingibt, erinnern an die perversesten Laster, erdacht vom Vicomte de Valmont und der Marquise de Merteuil!



«Die Liebe hat Schmerz/ist krank, es sind die Zeiten der Plastikliebe.»
Die erste Untreue zu Laurent Boutonnat. Tatsächlich hat Mylène sich an Luc Besson gewendet, um ihr neues Lied in Szene zu setzen. Indme er das Thema der exzentrischen Liebe entschärft, sieht er Mylène als rothaarigen Engel, den Gott auf die Erde entsendet, um die Beziehungen der Menschen zur Liebe aufzuklären. «Ich habe den Eindruck, daß sie dieses wundervolle und so einfache Gefühl, das ich Liebe genannt habe, mißbraucht haben.» Sie entdeckt neue Freuden, spielt mit ihren Begabungen, berührt, lächelt... aber die sie umgebende Welt aus Strass (falscher Schmuck) und billigen Träumen, siegt über die Unschuld und verdirbt sie. Die Liebe ist nicht mehr, Sex ist der König! (Eine nahezu identische Fassung des Clips diente der Promotion von My soul is slashed im Ausland.)



«Wir wollen Liebe in Übergröße.»
Neuer Look für Mylène, die sich jetzt sexy präsentiert. Als Gallionsfigur auf einer Lokomotive von 1906 ruft sie in den Wind, daß nur die Liebe die Mühseligkeiten des Lebens heilen kann, daß nur die Liebe sie dazu bringen kann, in der Welt vorwärts kommen läßt. Marcus Niespel filmt sie in Schwarz-Weiß, und schneidet in den Clip Bilder von aus dem Zug ein- und austeigenden Passagieren, als wenn ihr Leben am gleichen Ort beginnen und enden würde. Der Clip ist umstritten, das Publikum hat mehr verlangt/erwartet, aber die neue Mylène hat es geschafft, neue Fans zu gewinnen, die von dieser plötzlichen Metamorphose verblüfft sind.



«Das Jahr 2000 wird spirituell, das steht in der Elle.»
Immer noch unter der Regie von Marcus Niespel ist dies der statischste Clip, den Mylène gemacht hat. Eingetaucht in die schöne Umgebung eines Meeres aus weißem Schaum, zwischen Himmel und Erde, ist sie die Priesterin über ihrer Welt. Nach Belieben Männer und Frauen ertränkend, wird dieser Schaum die neue Plage/Geißel des Jahrhundertendes. Selbst New York, Symbol für Kraft und amerikanischen Gigantismus, unterliegt dieser Umarmung. Alle Werte sind verdreht/verfälscht. Mylène ist Königin der Gleichung!



«So sexy, der Spleen eines Road-Movie, in der Rückblende hat sich mein Leben anamorphosiert.»
Nachdem sie vor einigen Jahren die feurigen Libertines („liederliche Frauenzimmer”) gespielt hat, bedient sich Mylène der Dienste von Abel Ferrara, um für ihren neuen Clip ihre Lust zur Prostitution zu illustrieren. Das Spiel der Spiegel kommt zum Einsatz, Mylène ist doppelt: eine Dame der Gesellschaft und ein Straßenmädchen (Hure), beide haben ein gemeinsames Schicksal, sie prostituieren sich. Alsbald kreuzen sich ihre Wege und vereinigen sich für immer im Leben, im Tod...



«Ich lebe ausserhalb von mir und ich verreise zu tausend Jahreszeiten, tausend Sternen.»
Die geheimnisvollen Welten des Vergessens und der Träume. Nach einer ersten, verworfenen Fassung, in der Mylène sich die Hauptrolle mit zwei Panthern teilt, inszeniert Marcus Niespel den Star als im Wald verborgenes utopisches Tier. Ein kleines Mädchen, das von seinem Vater geschlagen wird, flüchtet schließlich in diese von Träumen und Süße/Sanftheit bevölkerten Welt. Die Elfe verwandelt sich, das Wesen stirbt, um besser wiedergeboren zu werden.



«Eingeständnisse, auf der Couch psychoanalysieren wir uns.»
Ching Sui Tung, Meister des phantastischen chinesischen Kinos, hat sein Universum auf das von Mylène Farmer übertragen. Getrennte Zwillingsschwestern, rettende Seelen, das Leben, der Tod, der Selbstmord... die gesamte Geschichte basiert auf diesen Themen. Diese zerstörerische Suche der Liebe hin zu ihrer wirklichen Identität kündigt erneut Clips mit großem Budget an. Tatsächlich waren annähernd 3.5 Mio FF notwendig, um diesen Clip mit seinen diversen Spezialeffekten zu realisieren. Im Studio wurden sogar eigens Teile der großen chinesischen Mauer nachgebildet! Ein Meisterwerk «made in China».



«Ich wäre „die Einzigartigkeit” für tausende von Augen, ein Akt von Meisterhand [Eine Nackte des Meisters].»
Die ersten Bilder von François Hanss zeigen uns Mylène, wie sie aus einem finsteren Tunnel tritt. Sie ist blind. Sie durchquert eine mit hohem Unkraut und Dornen überwucherte Lichtung und gelangt schließlich zu einer Abtei. Ein Mann lauert ihr auf... Sie betritt den Beichtstuhl, nimmt dort Platz und liest eine Bibel in Blindenschrift. Sie löst ihren Verlobungs-/Ehering ab und legt ihn auf eine der Seiten. Blut rinnt von ihren Handgelenken... Ein unheilbringendes Wesen versucht, das Trenngitter des Betstuhls zu durchdringen, um Mylène zu erwürgen, aber das Wesen ist noch nicht gefallen/niedergerungen. Doch das Leiden und die Verzweiflung haben die Oberhand gewonnen über den Glauben der jungen Frau, der Dämon kann deshalb von ihr Besitz ergreifen... Das Blut fließt, breitet sich auf dem Boden aus, Zeichen des Todes...



«Wie eine Umarmung/Umklammerung der Welt, im Gleichklang, zu dem Menschen, der wir sein werden.»
Nach zwei wunderbaren filmartigen Clips wendet sich Mylène diesmal wieder an Marcus Niespel, um ihr neues Lied umzusetzen. Gegen die Grausamkeiten Nazi-Deutschlands aufbegehrend, entscheidet Mylène sich, von Liebe zu erzählen, um den Schmerzen und den Qualen der Vergangenheit etwas entgegenzusetzen, ohne im mindesten seine Fehler/Fehltritte zu verbergen, um niemals zu vergessen. Geschmückt mit einem Kleid aus tausend Kristallsplittern, irrt sie zwischen den Trümmern einer in Flammen stehenden Wohnung herum, wo Propaganda-Bücher verbrennen. Alsbald bleibt nicht mehr übrig, nur das Gedächtnis wird fortdauern, man wird sich für immer an diese tragischen Momente erinnern müssen...



«Kleine Rosenknospe, mit feuchten Blütenblättern, einen Kuß setz/drück ich drauf...»
Dieser Clip, in Prag unter der Regie von Michael Hausmann gedreht, der die hundertprozentig Farmerschen Worte des Liedes illustriert, wurde im Herzen eines Zirkus gefilmt. Gleichzeitig Seiltänzerin und Gleichgewichtskünstlerin, stellt Mylène eine von der sie umgebenden Welt in Angst versetzte junge Frau dar. Gefangene dieser engen Welt, von den anderen Auftretenden gequält, weiß dieses kleine Wesen weder ein noch aus, sie verliert den Halt... Aber ein junger Zauberer hilft ihr, aus diesem Zustand zu entkommen, indem er sie dazu einlädt, an einem seiner Tricks teilzunehmen. Obwohl alle Welt glaubt, sie sei von Säbeln durchbohrt, gibt ihr dieser junge Mann die Freiheit, die sie nicht zu erhoffen wagte... Letzterer (der Zauberer) verwandelt sich zum Schluß in ein wohltätiges Wesen... ihren Vater...

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Mylène FArmer